Eine Sukka zum Laubhüttenfest
Cultursommer bringt jüdisches Leben in den Stadthallenpark
Chemnitz, 13. September 2021. Am vergangenen Samstag, 11. September 2021 sind die 30. Tage der jüdischen Kultur in Chemnitz gestartet. Bis zum 26. September (und mit einigen Veranstaltungen auch noch darüber hinaus) werden in der Kulturhauptstadt 2025 135 Jahre jüdisches Leben in Deutschland gefeiert und über religiöse, politische und kulturelle Aspekte jüdischen Lebens in Chemnitz, Deutschland und weltweit informiert. Erstmals wird dabei anlässlich des „Sukkot“ – des größen Freudenfests im jüdischen Kalender – im Stadthallenpark eine Laubhütte errichtet, die in den folgenden Tagen Schauplatz für Musik, Lesungen, Diskussionsrunden und prominenten Besuch ist.
Das Sukkot ist ursprünglich wohl bäuerlichen Ursprungs und wurde zunächst als „Fest des Einsammelns“ gefeiert, später wurde das historische Fest mit dem Auszug der Juden aus Ägypten verknüpft. Es findet regelmäßig im September statt, in diesem Jahr vom 20. bis zum 26. September. Am Vortag des Sukkot wird die Sukka errichtet – eine Laubhütte aus Ästen, Zweigen und Moos. Traditionell soll hier während des Sukkot gelernt, gegessen und gefeiert werden. In Chemnitz entsteht bis 19. September im Stadthallenpark eine Sukka, bis zum 26. September wird diese dann Veranstaltungsort. In der großen Sukka wird jeden Tag von 14.00 bis 20.00 Uhr Gelegenheit sein, mehr zum Judentum und der jüdischen Religion zu erfahren und ins Gespräch zu kommen, gemeinsam zu lernen und gemeinsam zu feiern. Das Chemnitzer Sukkot ist Teil des „Sukkot XXL“, das deutschlandweit anlässlich von 1700 Jahren jüdischen Lebens in Deutschland gefeiert wird. Errichtung und Programm der Sukka im Stadthallenpark werden im Rahmen des Chemnitzer Cultursommers 2021 mit Mitteln aus dem Bundesprogramm Neustart Kultur unterstützt.
Die Wochenvorschau für den Cultursommer 16. bis 22. September
Kein Cultursommer ohne Open Air im Lokomov. Am Donnerstag, 16. September um 19.00 Uhr schwebt ein einzigartiger, betörender Sound über die Wiese an der Augustusburger Straße: Das italienische Duo „She Owl“ mit Jolanda Moletta (Gesang, Piano, Percussion) und Damian Endian (Gitarre) verschmilzt Dream-Pop und Dark-Indie mit gefühlvollem Gesang. Die derzeit in Leipzig lebenden Musiker*innen haben auf ihren Tourneen fast 300 Shows in 21 Ländern gespielt. Mit ihrer jüngsten EP „Drifters“ ist „She Owl“ zu über 60 Konzerten in ganz Europa unterwegs und wird dabei erstmalig durch den Schweizer Schlagzeuger Christian Schönholzer begleitet.
Am Freitag, 17. September lockt das Fest für angewandte und darstellende Kunst „Cultursommer meets Industriekultur“ in die schönherr.fabrik. Zwischen Tradition und Moderne, Industrie und Kultur zeichnet sich das Programm durch eine Vielfalt regionaler und insbesondere in der Fabrik ansässiger Kunst aus: MASCHINIKUS präsentiert Klang-Ornamente aus Tonaufnahmen historischer Webereimaschinen verbunden mit Blues- und Rockelementen (17.00 Uhr), der neue Kurzfilm „Wir sind Schönherr – Ein Tag in der Fabrik!“ wird gezeigt (18.30 Uhr) und DJ Dirk Duske aus Chemnitz motiviert ab 20.30 Uhr zum Tanzen. Neben einem großen Programm im Innenhof öffnen Kreative und Künstler*innen im Kreativhaus ihre Ateliers. Auch die Thierfelder Manufaktur lädt zum Rundgang ein, darüber hinaus zu einer Modenschau im Innenhof (20.00 Uhr). Jeweils zur vollen Stunde von 18.00 bis 22.00 Uhr führt Gästeführerin Karin Meisel durch das Gelände und erzählt spannende Fakten.
Wer auf dem Sonnenberg am Samstag, 18. September um 10.00 Uhr Blasmusik hört, weiß ab jetzt: Der Kultur-Flohmarkt im künftigen Kreativhof „Die Stadtwirtschaft“ hat eröffnet. An zwei Tagen wird nicht nur zum Trödeln eingeladen, einiges mehr hat das Ereignis in der Schüffnerstraße 5 in petto: Es wird kleine Stände von Künstler*innen, Kunsthandwerker*innen, Vereinen, Institutionen und Initiativen der Stadt geben, außerdem Mitmachangebote für Jung und Alt. Besucher*innen können um 12.00 Uhr live mit dabei sein, wie Kettensägen-Schnitzer Jörg Bäßler einen Baumstamm in ein Kunstwerk verwandelt. Um 15.00 Uhr zappeln die Figuren des Chemnitzer Figurentheaters VIVID, Fremdan präsentiert um 18.00 Uhr experimentellen Rap und um 20.30 Uhr geht der Vorhang auf für die Kurzfilmnacht der Chemnitzer Filmwerkstatt.
Typischer Trödeltag ist sonntags. Das hat sich der Kultur-Flohmarkt auch gedacht und lockt am Sonntag, 19. September noch mal in den Kreativhof „Die Stadtwirtschaft“ auf dem Sonnenberg. Um 10.00 Uhr geht’s los, unter anderem sind kraftvolle Klänge japanischer Taikotrommeln (11.00 Uhr), Kindershowtanz (14.00 Uhr), Akustik-Musik und Indie Folk (ab 15.00 Uhr) zu erleben. Im Stadthallenpark wird anlässlich des jüdischen Laubhüttenfestes Sukkot eine Sukka errichtet. Eine Woche lang hat die Laubhütte geöffnet, jeden Tag von 14.00 bis 19.00 Uhr wird dort gegessen und gefeiert. Chemnitzer*innen haben außerdem die Gelegenheit, mehr über das Judentum und die jüdische Religion zu erfahren und darüber ins Gespräch zu kommen – etwa über die Fotoarbeiten von Vladimir Shvemmer zu jüdischem Leben in Deutschland, die während der ganzen Woche zu sehen sind. Mit einem orientalischen Markt mit Essen, Musik und Literatur wird die Sukka um 14.00 Uhr eröffnet.
In der Sukka, die im Rahmen der 30. Tage der jüdischen Kultur im Stadthallenpark errichtet wird, sind am Montag, 20. September mehrere Gäste geladen: Vladimir Artemiev spielt auf dem Akkordeon populäre moderne sowie volkstümliche jüdische Melodien und Konzertfantasien jüdischer Komponisten (14.00 Uhr), Dr. Ruth Röcher, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Chemnitz, spricht über das jüdische Versöhnungsfest Jom Kippur (15.00 Uhr), Ursel Schmitz liest Gedichte von Mascha Kaleko (16.00 Uhr) und Prof. Dr. Christoph Fasbender Kapitel aus seinem Buch „Macher_innen 1500“ über Macher*innen der Vormoderne vor allem in Chemnitz.
„I, Robot“ (2004) mit Will Smith gehört zu den bekanntesten Roboter-Filmen aus dem Science-Fiction-Genre. Gezeigt wird der Streifen am Dienstag, 21. September im Stadtlabor der TU Chemnitz (Brühl 40), eingeführt durch Forschende des Sonderforschungsbereichs „Hybrid Societies“ (19.45 bis 23.00 Uhr). Das Ende von „I, Robot“ regt zur Diskussion an, im kleinen Kreis mit den anwesenden Wissenschaftler*innen, etwa über rechtliche und moralische Verantwortlichkeit der Künstlichen Intelligenz. Auch beim Programm des jüdischen Sukkot im Stadthallenpark kommen Menschen ins Gespräch. Auf dem Plan am Dienstag steht Walzer von der Sängerin Valéry Suty (14.00 Uhr), außerdem jüdische Märchen, gelesen von Jan Peter Rose (16.00 Uhr), und ein Vortrag von Publizist Alex Feuerherdt über die Israel-Boykottbewegung (18.00 Uhr). Um 15.00 Uhr sind Besucher*innen des Laubhüttenfestes dabei, wie Rabbiner Daniel Morag eine Unterweisung zu den Hohen Feiertagen des Judentums gibt.
Hoher Besuch auch am vierten Tag des siebentägigen Laubhüttenfestes im Chemnitzer Stadthallenpark: Oliver Schenk, Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien und Chef der sächsischen Staatskanzlei, ist zu Gast. Zusammen mit Dr. Ruth Röcher und Dr. Thomas Feist, Beauftragter für das jüdische Leben in Sachsen, wird über Antisemitismus (14.30 Uhr) diskutiert. Außerdem am Mittwoch, 22. September in der Sukka im Stadthallenpark: Solistin Galina Lunova (14.00 Uhr), Märchenerzählerin Verenica (16.00 Uhr) und Jonas Engelmann mit einem Vortag über jüdische Persönlichkeiten wie Isaak Babel, Grigori Kanowitsch, Charlotte Salomon, Raymond Federman, Eva Hesse und Jeffrey Lewis – „Außenseiter*innen“ und „Sonderlinge“, die er in seinem Buch „Dahinter. Dazwischen. Daneben.“ porträtierte (18.00 Uhr).